Donnerstag, 27. Dezember 2007

Die Zeit der DDR läuft ab

In den nächsten Jahren bis zur Wende gab es noch weitere Bemühungen zur Organisation von Bluesfeten. Ich hatte es noch nicht aufgegeben „Travelling Blues“ bei uns auf die Bühne zu holen. Schon 1984 unternahm ich einen weiteren Anlauf und hatte wohl auch schon von der Band grünes Licht, die auch noch zwei weitere Termine an diesem Wochenende in unserer Gegend hatten. Auch die Einladung hatte ich schon und die Kneipe in Wassmannsdorf war wieder bereit. Auch hier scheiterte die Sache wieder an der staatlichen Genehmigung.

1985 gab es eine Faschingsbluesfete in Sperenberg. Diese wurde hauptsächlich von unserem Sperenberger Freundeskreis organisiert. Dort kannte Uli Pr. den Kneiper und es gab keine Probleme. Ich steuerte die Einladung bei. Wer dort die Musik machte, weiß ich nicht mehr – jedenfalls könnte ich mir vorstellen dass die Musiker aus unserem Freundeskreis kamen.
1986 hatte ich dann nochmals und diesmal letztmalig einen vergeblichen Versuch mit „Travelling Blues“ unternommen. Erst 1988 fand die nächste geglückte Fete mit „Piano Schulze“ im Dahlewitzer Jugendclub statt. Wie es mir gelungen ist hierfür die Genehmigung zu erhalten, kann ich nicht mehr sagen. Die Turnhalle in der die Fete stattfand, stand unter Regie der Dahlewitzer Schule und damit hatte der Direktor, Herr Scholz das Sagen. Dieser war sehr kooperativ und hatte ein Herz für die Jugend (obwohl unsere Jugend inzwischen auch vorbei war), wie mir auch damals in den Zeiten des Dahlewitzer Jugendclubs bewusst wurde. Jedenfalls war er nicht so ein „Betonkopp“ wie sie einem nur zu oft in den Verwaltungen und staatlichen Stellen begegneten. Der Jugendclub muss die Veranstaltung wohl als öffentliche Tanzveranstaltung angemeldet haben. Jedenfalls kamen wir dann mit unserer Bluesfete wieder einmal zum Zug.
Wer neben Thomas „Piano“ Schulze noch auf der Bühne stand, weiß wahrscheinlich nicht einmal mehr Thomas. Auch geben die spärlich vorhandenen Fotos darüber keinen Aufschluss.

Inzwischen war die DDR fast an ihrem Ende angelangt nur konnten wir uns das zur Zeit dieser Fete kaum vorstellen. Nicht zu übersehen war jedenfalls, dass es im Land brodelte. Auch aus unserem Freundeskreis verließen immer mehr Menschen ihr Land oder hatten einen Ausreiseantrag gestellt. Um dieses Gesprächsthema gab es viele Diskussionen. Ich gehörte zu denjenigen, die dort bleiben wollten, nicht weil ich die DDR so mochte, sondern weil ich eine kranke Mutter hatte, die ich nicht zurücklassen wollte. Jedenfalls waren wir damals in dieser Hinsicht ziemlich Hin- und Hergerissen.

Sonntag, 16. Dezember 2007

Diestelmann in Wassmannsdorf – 11. Juni 1983

Nach dem Scheitern der vorigen Fete in Güterfelde gab es eine Atempause bis 1983. Für mich persönlich gab es in dieser Zeit eine berufliche und familiäre Wende. 1980 wurde meine Tochter Johanna geboren und ich lebte nun mit Astrid zusammen, bald auch in einer eigenen Wohnung. In diese Zeit fiel auch der Abbruch meiner Lehrerlaufbahn und die Aufnahme wechselnder Jobs. Die Umstände erlaubten mir in der Folge wieder mehr Zeit für die Freunde zu haben und ich hatte wieder Lust weitere Feten zu organisieren.
Nach den Erfahrungen mit der letzten Fete musste ich es nun geschickt anstellen, die Behörden auszutricksen. Dies gelang dann auch durch die Wahl eines neuen Kreises für die Fete. Wassmannsdorf ist ein kleiner Ort bei Schönefeld und gehörte zum Kreis Königs- Wusterhausen. Um ganz sicher zu gehen gewann ich Albrecht E. für die Anmeldung da mein Name doch verbrannt schien.
Wie ich meiner „Erinnerungsmappe“ entnommen habe, war für die Fete zunächst die Thüringer Band „Travelling Blues“ vorgesehen. Mit Dieter Gasde wechselte ich einige Briefe zur Abstimmung des Termins. Da die Band aber mindestens zwei Termine im Berliner Raum für die Veranstaltung brauchte und ich keinen zweiten Termin besorgen konnte, kam es zu keinem Vertrag. Die Transportkosten hätten wir allein nicht übernehmen können. Daher musste kurzfristig Ersatz her.
Glücklicherweise hatte Stefan Diestelmann noch einen Termin für uns frei. Zu dieser Zeit muss er bereits zunehmend bei den staatlichen Stellen der DDR in Ungnade gefallen sein. Er war zuerst der Vorzeige-Bluesmusiker der DDR schlechthin bekam aber nach und nach weniger Auftrittsmöglichkeiten.
Mit seiner ursprünglichen Band hatte er sich wohl auch überworfen und er spielte bei uns mit neuer Besetzung. Dabei war auch der Pianist Alexander Blume. Jedenfalls kam der Vertrag mit Diestelmann kurzfristig zustande.
Neben dem Auftritt von Diestelmann gab es auch wieder im Anschluss eine Session mit befreundeten Musikern. Wer das im Einzelnen war kann ich nicht mehr sagen wenn die Fotos nicht den Beweis liefern. Wieder hatte ich den Teilnahmebetrag im Voraus kassiert und es kam genügend Geld zusammen, dass die Band bezahlt werden konnte, (Stefan spielte zum Vorzugspreis von ca. 400,-M) wohl noch für jeden eine Bratwurst mit Kartoffelsalat oder so was angeboten wurde und dann noch Freibier floss.



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Montag, 10. Dezember 2007

Die Staatsmacht verhindert weitere Bluesfeten

In der Folge wurde es immer schwieriger die Bluesfeten zu organisieren. Für Feiern, auch für Privatfeiern in Gaststätten über eine bestimmte Personenzahl hinaus, war es notwendig eine Genehmigung bei der zuständigen Stelle im Kreis einzuholen. Wenn dies nicht die Gaststätte übernahm, musste man selbst dorthin und eine Veranstaltungsmeldung in vierfacher Ausfertigung abgeben (eine behielt man selbst, eine für den ABV also den Dorfpolizisten, bestimmt eine für die Stasi und eine verblieb beim Kreis) und die Veranstaltung mit Unterschrift und Stempel absegnen lassen. Die Wirte ließen sich auf nichts mehr ein und wie im Nachhinein deutlich wurde hat man auf sie Druck ausgeübt.

Jedenfalls war schon im Frühjahr 1979 die nächste Fete mit der gerade erst gegründeten Band „Freygang“ geplant. Die Details sind mir nicht mehr im Gedächtnis. Ich weiß nur, dass ich André Greiner-Pohl mit seiner Geige irgendwann mal gehört hatte und beeindruckt war. Lediglich der Vertrag mit der Gruppe für den 11.März dieses Jahres befindet sich noch in meinem Besitz. Woran diese Veranstaltung scheiterte weiß ich nicht mehr. Das Verbot dieser Band war erst 1984 also daran kann es nicht gelegen haben.

Schon im Herbst desselben Jahres erfolgte ein erneuter Versuch. Diesmal wollte ich „Engerling“ engagieren, die damals zu meinen Favoritenbands gehörte. Zu jener Zeit spielte „Engerling“ vor allem viele Blues-Standards und erst so nach und nach kamen die Eigenkompositionen dazu. Ich erinnere mich an ein Konzert im Saal der Blankenfelder Gaststätte „Schwan“, der kurz darauf wegen angeblicher Baufälligkeit abgerissen wurde. (Wir hatten eher den Verdacht, dass man eine Lösung für die unliebsamen Jugendtanz -veranstaltungen wollte, die so einigen ein Dorn im Auge waren weil sie auch viele Berliner Jugendliche anzogen die als Jeans und Parkaträger nicht ins Bild passten und es passierte auch manchmal Randale) Jedenfalls war dieses Konzert ein Ereignis. Der Saal brodelte unter dem stampfenden Rhythmus des Blues. Wohin man sah nur Jeans und Parka.

Dort traf ich auch Frau K. zum ersten Mal nach der Schule (denn sie war meine Lehrerin) und wir kamen ins Gespräch. Sie war offenbar großer Musikfan, im Besitz einer Plattensammlung und kannte viele Leute u. a. auch Musiker von „Engerling“. Es kam daraufhin ein mehrjähriger Kontakt zustande weil auch ich Platten sammelte und durch meine Mutter, die als Invalidenrentnerin in den Westen fahren konnte, immer wieder mit Nachschub versorgt wurde. Ich fuhr des Öfteren zu Frau K. und brachte ihr Platten, nahm mein Tonbandgerät mit und überspielte von ihr das Gewünschte. Währenddessen tranken wir Tee und unterhielten uns auch über Politik. Kein Wort davon findet sich in meiner Stasi-Akte obwohl sich später herausstellen sollte, dass sie IM war – schon merkwürdig

Es kam also ein Vertrag mit „Engerling“ zustande und die Gaststätte in Güterfelde war auch bereit für eine weitere Fete. Allerdings war die Hürde der polizeilichen Anmeldung zu nehmen. Ich fuhr also mit meinem Mokick S50 nach Potsdam um dies zu erledigen und musste unverrichteter Dinge wieder umkehren weil ich keine Genehmigung bekam. Was dann folgte war ein verbissenes Bemühen, die Veranstaltung doch noch zu retten. Die Einzelheiten bekomme ich nicht mehr zusammen, doch versuchte ich es auf verschiedenen Wegen. So wollte ich als Student der Fachrichtung Polytechnik – Die Fete war als Studienjahrestreffen deklariert- die Befürwortung des Studienjahresleiters einholen. (zu dem Termin kam Sabine S. zur Unterstützung mit, soweit ich mich erinnere – wir redeten wohl wie ein Buch auf den Genossen Sladek ein, doch ohne Erfolg)
Auch die Idee einer kurzfristigen Zusammenarbeit mit örtlichen Jugendclubs brachte nichts.
Alle Bemühungen scheiterten und die Fete musste kurzfristig abgesagt werden


Ich rechnete mit einer Vertragsstrafe durch „Engerling“ und benachrichtigte alle Leute die ihr Geld im Voraus eingezahlt hatten von dem Desaster. Zum Glück war der Manager von der Gruppe (Gerd Leiser) sehr einsichtig und verzichtete auf das Geld. Somit konnte ich alles wieder zurückzahlen.

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Folk- Blues in der "Petersilie"

Am 11.November 1978 fand die dritte von der „Blues-AG“ (diese Bezeichnung gab es nur intern unter ein paar Freunden) organisierte Veranstaltung in der Ludwigsfelder Gaststätte „Petersilie“ statt. Dabei handelte es sich um das Spartenheim einer Kleingartenanlage. Die Kontakte zur Gaststätte knüpfte wohl „Schweine-Siggi“, der in Ludwigsfelde ansässig war. Da er leider verstorben ist, kann ich ihn nicht mehr befragen.

Jedenfalls kam die Fete nach altbewährtem Muster zustande. Die Einladung war diesmal ein Foto, welches ich in Eigenregie vervielfältigte. Von einem Computer waren wir damals noch etliche Jahre entfernt.

Zu dieser Zeit gab es neben den Blues- und Rockbands auch immer mehr Folkbands. Im Vorfeld hatte ich schon einige Konzerte dieser Bands besucht. Bekannt und beliebt waren u.a. „Folkländer“ (Leipzig) und „Skye“ (Berlin) und „Brummtopf“ (Erfurt). Wir jedenfalls rekrutierten „Bettelsack“ (Halle) und „Wacholder“ (Cottbus)

WACHOLDER! WACHOLDER ?

Da war doch noch was?

Stimmt.

Da gab es diese Folk-Band, gegründet 1978 in Cottbus von Studenten der Hochschule für Bauwesen, deren Mitglieder allesamt schon drei Jahre später einen Berufsmusiker-Abschluss des dortigen Konservatoriums und damit die rare, aber offizielle Erlaubnis in der Tasche hatten, als professionelle Folk-Musiker durch die (ost-) deutschen Lande zu ziehen und diese mit ihrer erfrischenden Art des Umgangs mit so genanntem traditionellen Liedgut unsicher zu machen. Was sie reichlich taten und damit, wenn schon nicht Weltruhm - was u. a. Bauarbeiter ihrer frühen Kindheit durch übertriebene Tätigkeit an einem lang gestreckten Mauerwerk, später dann die Diener ihrer eigenen, der herrschenden Klasse verhinderten - doch aber einen gewissen Kultstatus erworben haben, und sie ließen sich nach der Wende auch nicht von einer großzügigen Ausdehnung ihrer Aktivitäten abhalten.

Mit ihren diversen Instrumenten, einige sehr gewöhnungsbedürftig für so manchen Puristen, vielen Programmen mit neuen und alten Folksongs, vor allem letztere trotz geänderter politischer Vorzeichen immer wieder ins Schwarze treffend, ihren, während der 12 DDR-Jahre erschienenen 2 LPs in den folgenden 11 gesamtdeutschen Jahren ihrer Existenz 4 weitere Scheiben in CD-Form hinzufügend, waren sie bis ins nächste Jahrtausend,alsoganze23 Jahre, eine verlässliche Hausnummer in der deutschen Folkszene.


Es gibt sie immer noch – nach nunmehr 30 Jahren starten sie dieser Tage ihre wohl letzte Tournee. Auf ihrer Homepage kann sich jeder informieren (siehe Linkliste)

Die andere Folkband war also Bettelsack aus Halle. Deren Spuren verlieren sich scheinbar bald. Keine LP steht in meinem Plattenschrank und die Recherche im Internet erbrachte auch nur dürftige Ergebnisse. Zwei Mitglieder der Band müssen wohl kurze Zeit später für politische Aktivitäten im Stasi-Knast „Roter Ochse“ gelandet sein. Wer sich darüber informieren will sollte das äußerst interessante Dokument zur Zeitgeschichte aus der Linkliste lesen.

Weiterhin traten noch die Gitarristen Jürgen Eger und Roland Köhler auf. Jürgen Eger ist eher ein Singer-Songwriter. Er spielte Songs mit deutschen Texten und auch ein paar Bluesnummern. Später trat er u.a. mit einem Brecht-Programm auf. Er war politisch aktiv und bezeichnet sich heute als Widerstandskämpfer und Menschenrechtsaktivist. Über seine gegenwärtigen musikalischen Aktivitäten konnte ich nichts finden. So bleibt mir die Erinnerung und die LP „Kleeblatt Nr.7“ auf der er mit drei Titeln vertreten ist.

Roland Köhlers Spur verliert sich schon vor dem Ende der DDR. Wenn ich mich recht erinnere war auch er, wie so viele, auch unserer Freunde, in den Westen gegangen.

Wie der Abend verlief, daran habe ich wenig Erinnerungen. Hier fehlen Fotos zur Unterstützung völlig. Frau K., meine ehemalige Lehrerin (und IM wie sich später herausstellte) war auch dabei. Sie hatte einige ihrer Berliner Freunde mitgebracht und diese Gruppe war wohl dann enttäuscht, dass es sich nicht um einen reinen Bluesabend handelte.

Alles in Allem war die Veranstaltung aber doch gelungen denn die Meisten hatten Spaß.

Samstag, 17. November 2007

1. Diestelmannfete in Glasow

Es muss wohl im Jahr 1975 gewesen sein, dass sich die Idee entwickelte eine private Bluesfete zu organisieren bei der zunächst „Diestelmann & Co“ in einer regionalen Kneipe auftreten sollten.
Mein erster Kontakt zu Diestelmann kam bei einem Konzert seiner damaligen Band „Vai hu“ auf der Freilichtbühne Biesdorf zustande. Jedenfalls war ich schon dort von der Musik der Band beeindruckt. Soweit ich mich erinnere, fragte ich bei der Band nach, ob sie im Jugendclub Dahlewitz auftreten würden. Da ich dort im Clubrat mitarbeitete wollte ich ein solches Konzert organisieren. Wir hatten schon die Plakate von „Vai hu“ und einen Termin in der damaligen Turnhalle Dahlewitz (der späteren Diskothek „Primavera“ ) klargemacht als sich „Vai hu“ auflösten und „Diestelmann & Co“ gegründet wurde.
Die neue Band orientierte sich mehr am Folkblues und war für die damalige Bluesgemeinde ein Novum.

So traten also erstmal „Diestelmann & Co“ in Dahlewitz vor nur wenigen Leuten auf. Wir hatten damals kaum Werbung gemacht, weil wir befürchtet hatten, dem Ansturm nicht gewachsen zu sein. Wie die Erfahrung uns gelehrt hatte reisten bei ähnlich gearteten Veranstaltungen Fans aus weiten Teilen der Republik an. Dafür reichte die „Mund zu Mund Propaganda“. Daher waren wir erstaunt, dass dieses Konzert fast in privatem Rahmen stattfand aber trotzdem sehr gute Erinnerungen weckt. Damals müssen wir Blut geleckt haben.
Es entstand also die Idee eine private Bluesfete zu organisieren. Diese Idee wurde im Freundeskreis vor allem von mir, Wilfried und Thomas Sch. umgesetzt. Als Gaststätte wurde „Rädler“ in Glasow von uns ausgewählt. Die polizeiliche Anmeldung übernahm der Kneiper. Ich glaube wir haben es als Geburtstagsfeier deklariert. Das ging zu dieser Zeit noch reibungslos
über die Bühne. Wilfried hat eine Einladung gestaltet, den Text hatte ich mit der elterlichen Schreibmaschine geschrieben. Vervielfältigt haben wir die Einladung auf einer Druckerpresse von Martins Vater dem damaligen Blankenfelder Pfarrer. Dies war unter DDR-Verhältnissen schon eine etwas riskante Angelegenheit.
Von den Teilnehmern wurde eine Teilnahmegebühr von 12,-M im Voraus per Postanweisung erbeten. Der Einzahlungsbeleg war die Eintrittskarte. So stand der Fete nichts mehr im Wege.


Diestelmannfete in der Gaststätte „Rädler“ in Glasow
Dank Astrids Tagebuch habe ich meine Erinnerungen an den 17. Dezember 1977 auffrischen können.. Erwähnung finden in Astrids Aufzeichnungen Martina Cz./Karin K./Seppel /
Thomas Sch.(mit einem Loch in der Levis hinten)/Fichtel/Erbse/Martin V./Albrecht + Beate E./Knopper/Thomas St./Birgit/Ingolf/Norbert/Kerstin &Rolli/Schweine Siggi/Blondi & Wallenstein/Angelika und Doris…. Die Reihe der Namen ließe sich aus eigener Erinnerung oder anhand der Fotos noch fortsetzen.
Jedenfalls waren an besagtem Tag um 17 Uhr als Astrid mit ihren Freundinnen eintraf bereits einige dieser Leute anwesend. Man wartete gemeinsam in der Gaststätte bei Bier auf das Eintreffen der Band welche sich dann nach und nach einstellte. Wie damals üblich fing man mit solchen Musikveranstaltungen bereits früh an, da um 24 Uhr Feierabend sein musste. Ich denke, dass die Musi also um 19 Uhr in dem kleinen Saal der Gaststätte zu spielen begann.
„Es war ganz toll. Diestelmann ist süß. Ingolf schnitt das Konzert auf Band mit. Sagenhaft! Thomas Sch. und Wilfried machten Fotos mit Blitzlicht. Berndchen (damals auf Urlaub von der Armee) war schon leicht angetrunken. Ich setzte mich nach vorne auf den Fußboden zu Martin und Ingolf. Wenn Diestelmann Pause machte spielten ein paar Jungs aus B’felde und Mahlow. Echt gut!! Klavier, Baß und Gitarre und Mundharmonika. Saustark! Der Frank aus Berlin
spielte auch Mundharmonika. Am meisten aber Fichtel. Er hat neuerdings kurze Haare. Der Junge aus Mahlow, den ich vom Kunstzirkel kenne, kann einwandfrei Gitarre spielen. „Rädler“ machte den absoluten Umsatz mit Bier. Auch Essen ging absolut weg. Am Ende, ich glaube kurz nach 12, gingen viele, denn der letzte Bus fuhr leider.“(Zitat Astrid)



Hinterher gab es noch eine Nachfeier bei Wilfried der damals noch in Dahlewitz in dem Bauerhof seiner Eltern eine Dachwohnung hatte. Ich zitiere noch einmal Astrid:
„Leider mussten wir laufen, die 96 lang. Dietrich von Diestelmann kam mit dem Auto mit. Bei L’s saßen wir alle oben in Wilfrieds Zimmer: Ingolf, Doris, Gela- Martin, Thomsett (Seppel), Dietrich (Blues) Werni, Gabi (aus Mahlow Freundin von Ellen)Thomas St., Knopper und noch ein paar irre Leute, Fichtel auch.
Berndchen ging dann bald schlafen, d.h. er wurde die Treppe runtergetragen,), Ein Junge und ein Mädchen die von Jena wegen Diestelmann extra hierher getrampt waren schliefen die ganze Nacht Wir quatschten mit dem Dietrich, er meinte es war ganz gut, er würde so etwas auf jeden Fall mal wieder machen.“
So nach und nach legten sich alle schlafen. Wilfried kippte als letzter ab und schnarchte vor dem Bücherregal. Astrid hat wohl nicht geschlafen und ich selbst kann mich nicht erinnern.
Das Ganze ging dann bis zum kommenden Mittag. Es endete mit einem Klaviertransport:
„Vorher halfen die Jungs aber noch den Flügel von Wilfried transportieren. Frau L. wollte das so. Werni half nicht, er stand daneben und meinte er übernimmt die Denkarbeiten. Fichtel hatte eine Flasche Bier in der Kutte die ab und zu überschwappte. Der Flügel knarrte schon sehr verdächtig“
Bericht des IM "Duett" über das Konzert

Auf Befragen teilte der IM zu o.g. Veranstaltung folgendes mit:
Anfang Dezember erhielt der IM von dem B., Ingolf wh. Dahlewitz, persönlich eine Einladung zur Teilnahme an einem Jazzkonzert in der Gaststätte „Rädler“ in Mahlow-Glasow. Für diese Veranstaltung wurde die Berliner Blueskapelle „Stefan Diestelmann und Co.“ verpflichtet, da diese einen guten Blues und Jazz spielt und zum anderen wesentlich billiger ist als gleichartige Kapellen. Die Organisation der Veranstaltung lag in den Händen des B. im Auftrag des Dahlewitzer Jugendclubs.(Hier irrt der IM). Der IM wurde deshalb eingeladen weil er ehem. Lehrer des B. war und zum anderen Anhänger des Blues ist.
Die ca. 60 geplanten Teilnehmer aus verschiedenen Teilen des Bezirkes erhielten eine schriftliche Einladung und gleichzeitige Aufforderung 12,-M Eintritt auf ein dem IM nicht bekanntes Konto zu zahlen. Der Einzahlungsbeleg sowie die Einladung berechtigten zum Eintritt. Die angeschriebenen Teilnehmer, vermutlich Studienkollegen des B., wurden aufgefordert, keine weiteren Personen mitzubringen, da die Räumlichkeitender Gaststätte Rädler begrenzt sind.
Die Veranstaltung selbst verlief ohne Vorkommnisse. Es war ein Tanzabend, zu welchem sich alle Teilnehmer trotz unterschiedlichen Alkoholgenusses anständig in Erscheinung traten.
Während der Veranstaltung wurde fotografiert, insbesondere die Kapelle, welche immer wieder für ihre gute Musik gelobt wurde. Die Kapelle selbst trat ebenfalls anständig auf.
Die Teilnehmer waren dem IM überwiegend unbekannt. Aus Mahlow nahm der J., K.-H.. mit seiner Freundin S. teil. (Nachfolgende Passage geschwärzt)
Die Veranstaltung endete ca. 24 Uhr. Beim Abtransport gab es einige Schwierigkeiten, da der letzte Bus verpasst wurde. Eine große Anzahl bestellten sich eine Taxe bzw. andere liefen zu Fuß zum nächsten öffentlichen Verkehrsmittel.
Soweit dem IM aus einem Gespräch mit B. bekannt ist, soll im Jahre 1978 eine weitere gleichartige Veranstaltung stattfinden.
Maßnahmen: Der IM wurde beauftragt den Personenkreis zu ermitteln und durch Abschöpfung des B. weiterhin Informationen über Termin und Zielstellung kommender Veranstaltungen zu erarbeiten
Die Fotos zum Konzert machte Thomas S. Er entwickelte sie auch zu Hause und stellte für eine Anzahl von Teilnehmern Booklets im Format 18X24 mit einer Auswahl der Fotos des Abends her. Die erste Ergänzung des Archivs brachte eine kürzliche Kontaktaufnahme zu Thomas, der seit Jahren auf der Insel Rügen lebt und er war so freundlich noch ein paar Fotos von den Feten beizusteuern, die ich in einem weiteren Webalbum veröffentlicht habe.




Nach langer Zeit habe ich heute mal wieder etwas intensiver der Musik gelauscht die ich damals fast genau vor dreißig Jahren auf einem Tonbandgerät der Marke ZK 246 aufgezeichnet hatte. Dieses Gerät gehörte schon zu den besseren der damaligen Zeit, doch das einzige meiner vielen Tonbänder, dass noch überlebt hat (die anderen wanderten in den Müll – ca.100 Stück zum damaligen stolzen EVP von etwa 25,-Mark; schade drum) hat doch qualitativ sehr gelitten. Noch dazu musste ich gleich nach dem Konzert feststellen, dass wir den Regler etwas zu weit aufgedreht hatten. Dadurch waren alle Aufnahmen etwas verzerrt. Trotzdem ist das Band für mich als Tondokument sehr wertvoll. Habe inzwischen die Musik auf den Computer kopiert und vielleicht kann daraus ein pfiffiger Tontechniker noch mal was Hörbares zaubern.
Impressionen vom Konzert
Der Ablauf des Konzertes sah also von der Musik her so aus:
Caldonia / Ma Babe / Rollin’ & Tumblin’ / Dust My Blues / Good Morning Little Schoolgirl / Spoonful / I Had A Dream / It’s My Own Fault / Reichsbahnblues / Mojo Workin’ / I Got The Blues When It Rains / Sonny/ Eleanor Rigby / Trouble In Mind / Country Roads/ Key To The Highway
Insgesamt gab es an dem Abend etwa drei Stunden Musik unterbrochen von mehreren Pausen. Die Gaststätte war gut gefüllt und die Atmosphäre war toll, ähnlich wie wir es schon von dem „Blauen Club“ in der Prenzlauer Allee kannten. Das Besondere war allerdings, dass sich hier die meisten Leute kannten. Die Musik verursachte auch schon durch die Instrumentierung (Gitarre,Geige,Bass und Mundharmonika) den einen oder anderen Schauer.
Neben den bekannten Bluesstandards gab es auch längere Instrumentalpassagen u. a. mit Flamencoklängen. Die Band wurde begeistert von uns aufgenommen.
In den Pausen gab es noch musikalische Einlagen von anderen Teilnehmern. So hatte auch „Pithecanthropus“ einen kurzen Auftritt mit „Blue Suede Shoes“. In der Band spielte u.a. Thomas Schulze der dann später zum „Piano Schulze“ wurde und uns auf so einigen weiteren Bluesfeten mit seiner Musik erfreute.
Nach dem Konzert war klar, dass wir weitere Konzerte folgen lassen wollten, nur wurde es dann zunehmend schwieriger eine Genehmigung zu bekommen.
Wilfried L. bekam kurz darauf Besuch , vermutlich von der Stasi. Wilfried hatte nämlich das Geld kassiert, welches jeder Teilnehmer im Voraus per Postanweisung eingezahlt hatte.
W. sollte nun die Teilnehmer der Veranstaltung bekannt geben. Meines Wissens hat er dies nicht getan und die Herren konnten unverrichteterdinge abziehen.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

2. Diestelmannfete in Güterfelde

Vorbereitungen für die zweite „Diestelmannfete“
Schon bald müssen wir daran gegangen sein, die nächste Bluesfete zu organisieren. „Rädler“ als Gaststätte kam nicht mehr in Frage. Obwohl die letzte Fete ein voller Erfolg war und es keine Gewalt und kein kaputtes Inventar gab und auch der Umsatz gestimmt haben dürfte, sagte der Kneiper „Nein“. Er wird wohl einen Wink von entsprechender Stelle bekommen haben.
Also wichen wir in den Nachbarkreis aus.
Eines Tages Anfang’78 fuhren wir in Thomas’ Trabi über Land Richtung Potsdam und klapperten ein paar Landgaststätten ab. Diese Fahrt verlief sehr rasant und ich bangte mindest einmal auf der Strecke von Blankenfelde nach Großbeeren um mein Leben.
Wir entschieden uns für die Gaststätte in Güterfelde. Diese lag relativ verkehrsgünstig, hatte einen Saal nach unserem Geschmack und der Kneiper war einverstanden. Soviel ich weiß, übernahm er die polizeiliche Anmeldung
Es folgte dann die Phase der Vorbereitung wie gehabt. Einladungen verteilen (diese Einladung habe ich nicht mehr) Geld eintreiben. Vor der Fete – vielleicht im April- fuhr ich noch einmal mit dem Fahrrad nach Güterfelde um die letzen Absprachen mit dem Kneiper zu tätigen. Alles lief nach Plan.
6. Mai 1978 – 2. „Diestelmannfete“
Wie ich aus Astrids Tagebuch entnehmen konnte, war das für unseren Freundeskreis eine sehr bewegte Zeit. Zu dieser Zeit studierte ich an der HU-Berlin und nutzte offenbar jede freie Minute für Aktivitäten mit der Clique. Da wurden gemeinsam Konzerte besucht, Feten gefeiert oder es wurde einfach nur zusammengesessen.
An jenem Wochenende war zunächst das Konzert von Monokel im „Florapark“ Mahlow (als Teilnehmer sind verbürgt neben mir und Astrid, Dieter G./ Knopper/Keule) Von dort ging es zu Wernies Fete, der soeben seine Armeezeit beendet hatte. Am nächsten Morgen waren wir dann bei Astrid, die sturmfreie Bude hatte, denn ihre Eltern waren nach Ungarn gefahren. Dort lagerte man auf dem Rasen und es wurde Saxophon gespielt (von Thomsett?) Mit dabei waren jedenfalls auch Fichtel und Wernie.
Nachmittags wurde die Fahrt nach Güterfelde angetreten. Man fuhr mit dem Bus Richtung Potsdam bis zu Stahnsdorfer Hof. Toni M. fuhr Taxi Richtung Güterfelde. Inzwischen regnete es in Strömen.
Ich selbst bin vermutlich im Auto von Thomas S. mitgefahren. Wir hatten jedenfalls noch ein paar Dinge besorgt um die Atmosphäre gemütlicher zu machen. So bestückten wir jeden Tisch mit Kerzen und legten vor der Bühne einen alten Teppich aus, damit sich die Leute draufsetzen konnten.
Für mich persönlich begann die Fete mit einer Hiobsbotschaft. Ich erfuhr von Charlie, dass er sich von seiner Freundin getrennt hatte. Für mich bedeutete das, dass ich wieder aus der Wohnung besagter Freundin herausmusste, die ich gerade fertig renoviert hatte. Als Trost durfte ich dann mit ihr den Eröffnungstanz machen. Na toll!
Wie die Fete musikalisch verlief, daran habe ich keine Erinnerung. Das Programm wird sich nicht wesentlich von der ersten Fete unterschieden haben. Vielleicht gab es etwas mehr Eigenkompositionen mit deutschen Texten, denn die erste LP der Diestelmann- Folk Blues Band muss wohl im Sommer `78 erschienen sein.
Jedenfalls war der Saal gut gefüllt und alle hatten Spaß. Auch der Kneiper war mit dem Umsatz sehr zufrieden.




Im Anschluss an die Fete ging die Party noch weiter bei Astrid. Ich fuhr nach Blankenfelde im Auto mit Jürgen Eger(Gitarrist, Sänger und Liedermacher), seinem Fahrer (Koch), Thomsett und Astrid. Dort tranken wir erstmal Kaffee. Irgendwann kamen dann die „Massen“ die mit dem Bus gefahren waren. Der Busfahrer soll wohl einen Schock erlitten haben, als am frühen Morgen eine halbe Hundertschaft in seinen Bus einstieg. (Natürlich kamen nicht alle zu unserer keinen Nachfeier. Laut der Tagebuchaufzeichnungen wurde dann noch Saxophon gespielt und mit Eiern geschmissen. Soviel dazu!

Über diese Veranstaltung wie über alle Veranstaltungen, die danach von uns organisiert wurden bis zum Ende der DDR gibt es keine weiteren Berichte in meiner Stasi-Akte. Obwohl der (bzw. die) IM auch wieder eingeladen war. Merkwürdig!