Donnerstag, 6. Dezember 2007

Folk- Blues in der "Petersilie"

Am 11.November 1978 fand die dritte von der „Blues-AG“ (diese Bezeichnung gab es nur intern unter ein paar Freunden) organisierte Veranstaltung in der Ludwigsfelder Gaststätte „Petersilie“ statt. Dabei handelte es sich um das Spartenheim einer Kleingartenanlage. Die Kontakte zur Gaststätte knüpfte wohl „Schweine-Siggi“, der in Ludwigsfelde ansässig war. Da er leider verstorben ist, kann ich ihn nicht mehr befragen.

Jedenfalls kam die Fete nach altbewährtem Muster zustande. Die Einladung war diesmal ein Foto, welches ich in Eigenregie vervielfältigte. Von einem Computer waren wir damals noch etliche Jahre entfernt.

Zu dieser Zeit gab es neben den Blues- und Rockbands auch immer mehr Folkbands. Im Vorfeld hatte ich schon einige Konzerte dieser Bands besucht. Bekannt und beliebt waren u.a. „Folkländer“ (Leipzig) und „Skye“ (Berlin) und „Brummtopf“ (Erfurt). Wir jedenfalls rekrutierten „Bettelsack“ (Halle) und „Wacholder“ (Cottbus)

WACHOLDER! WACHOLDER ?

Da war doch noch was?

Stimmt.

Da gab es diese Folk-Band, gegründet 1978 in Cottbus von Studenten der Hochschule für Bauwesen, deren Mitglieder allesamt schon drei Jahre später einen Berufsmusiker-Abschluss des dortigen Konservatoriums und damit die rare, aber offizielle Erlaubnis in der Tasche hatten, als professionelle Folk-Musiker durch die (ost-) deutschen Lande zu ziehen und diese mit ihrer erfrischenden Art des Umgangs mit so genanntem traditionellen Liedgut unsicher zu machen. Was sie reichlich taten und damit, wenn schon nicht Weltruhm - was u. a. Bauarbeiter ihrer frühen Kindheit durch übertriebene Tätigkeit an einem lang gestreckten Mauerwerk, später dann die Diener ihrer eigenen, der herrschenden Klasse verhinderten - doch aber einen gewissen Kultstatus erworben haben, und sie ließen sich nach der Wende auch nicht von einer großzügigen Ausdehnung ihrer Aktivitäten abhalten.

Mit ihren diversen Instrumenten, einige sehr gewöhnungsbedürftig für so manchen Puristen, vielen Programmen mit neuen und alten Folksongs, vor allem letztere trotz geänderter politischer Vorzeichen immer wieder ins Schwarze treffend, ihren, während der 12 DDR-Jahre erschienenen 2 LPs in den folgenden 11 gesamtdeutschen Jahren ihrer Existenz 4 weitere Scheiben in CD-Form hinzufügend, waren sie bis ins nächste Jahrtausend,alsoganze23 Jahre, eine verlässliche Hausnummer in der deutschen Folkszene.


Es gibt sie immer noch – nach nunmehr 30 Jahren starten sie dieser Tage ihre wohl letzte Tournee. Auf ihrer Homepage kann sich jeder informieren (siehe Linkliste)

Die andere Folkband war also Bettelsack aus Halle. Deren Spuren verlieren sich scheinbar bald. Keine LP steht in meinem Plattenschrank und die Recherche im Internet erbrachte auch nur dürftige Ergebnisse. Zwei Mitglieder der Band müssen wohl kurze Zeit später für politische Aktivitäten im Stasi-Knast „Roter Ochse“ gelandet sein. Wer sich darüber informieren will sollte das äußerst interessante Dokument zur Zeitgeschichte aus der Linkliste lesen.

Weiterhin traten noch die Gitarristen Jürgen Eger und Roland Köhler auf. Jürgen Eger ist eher ein Singer-Songwriter. Er spielte Songs mit deutschen Texten und auch ein paar Bluesnummern. Später trat er u.a. mit einem Brecht-Programm auf. Er war politisch aktiv und bezeichnet sich heute als Widerstandskämpfer und Menschenrechtsaktivist. Über seine gegenwärtigen musikalischen Aktivitäten konnte ich nichts finden. So bleibt mir die Erinnerung und die LP „Kleeblatt Nr.7“ auf der er mit drei Titeln vertreten ist.

Roland Köhlers Spur verliert sich schon vor dem Ende der DDR. Wenn ich mich recht erinnere war auch er, wie so viele, auch unserer Freunde, in den Westen gegangen.

Wie der Abend verlief, daran habe ich wenig Erinnerungen. Hier fehlen Fotos zur Unterstützung völlig. Frau K., meine ehemalige Lehrerin (und IM wie sich später herausstellte) war auch dabei. Sie hatte einige ihrer Berliner Freunde mitgebracht und diese Gruppe war wohl dann enttäuscht, dass es sich nicht um einen reinen Bluesabend handelte.

Alles in Allem war die Veranstaltung aber doch gelungen denn die Meisten hatten Spaß.

1 Kommentar:

mattizwo hat gesagt…

interessant,melde dich doch mal,
Das Frau K. Stasi war, wusste ich noch nicht

matthias